Bienenzucht
Varroaresistenz – Zukunft der nachhaltigen Bienenhaltung
In unserer Imkerei widmen wir uns mit Leidenschaft der nachhaltigen Bienenzucht, mit besonderem Fokus auf der Zucht varroaresistenter Bienen. Unser Ziel ist es, vitale, gesunde und widerstandsfähige Bienenvölker zu entwickeln, die langfristig ohne den Einsatz chemischer Mittel überleben können.
Die Herausforderung: Varroa destructor
Die größte Bedrohung für unsere Honigbienen ist nach wie vor die Varroa-Milbe (Varroa destructor) – ein ursprünglich asiatischer Parasit, der seit den 1970er-Jahren weltweit die Bienengesundheit massiv gefährdet. Der Befall führt zu geschwächten Völkern, erhöhter Virenlast und nicht selten zum Zusammenbruch ganzer Populationen.
Zucht, Biotechnik – statt Chemie
Während Imker häufig (und mitunter zu Recht) den intensiven Chemieeinsatz in der Landwirtschaft kritisieren, greifen viele in der eigenen Praxis dennoch selbst regelmäßig zu chemischen Mitteln, um ihre Bienenvölker gegen Varroa zu behandeln. Wir gehen hier bewusst einen anderen Weg.
In unserer Imkerei verzichten wir ab 2025 auf chemische Akarizide. Stattdessen setzen wir auf zwei zentrale Säulen:
- Zucht resistenter Bienenlinien – mit Fokus auf hygienisches Verhalten, reduzierte Milbenvermehrung und vitale, angepasste Völker
- Biotechnische Verfahren, also mechanische oder verhaltensbasierte Maßnahmen, die ohne chemische Wirkstoffe auskommen.
Wir sind überzeugt: Nur durch eine konsequente Kombination aus natürlicher Selektion, gezielter Zuchtarbeit und bewährten Alternativen zur Behandlung lassen sich langfristig gesunde Bienenvölker erhalten – ohne Rückgriff auf Substanzen, die ins Volk oder in die Umwelt eingreifen.
Der Fettkörper – ein unterschätztes Schlüsselorgan
Bis vor wenigen Jahren galt als gesichert, dass sich Varroa destructor von der Hämolymphe der Honigbienen ernährt – also von der „Blutflüssigkeit“ der Biene. Diese Annahme wurde über Jahrzehnte in Fachliteratur und Schulungsmaterialien verbreitet und beruhte auf frühen Beobachtungen aus den 1980er-Jahren.
Erst durch die Forschung des US-amerikanischen Entomologen Dr. Samuel D. Ramsey wurde 2019 klar: Varroa destructor ernährt sich in Wahrheit nicht von der Hämolymphe, sondern vom Fettkörper der Honigbiene. Ramsey konnte durch moderne Methoden – unter anderem Fluoreszenzmarkierung, konfokale Mikroskopie und Gewebeanalyse – zweifelsfrei nachweisen, dass die Milbe gezielt Fettgewebe entnimmt.
Diese Entdeckung war ein Wendepunkt in der Varroaforschung. Dennoch wird – gerade durch namenhafte Dozenten in der deutschen Hobbyimkerei – diese Tatsache auch weiterhin verleugnet. Hintergrund ist wahrscheinlich, dass die vielfach gelehrten Betriebsweisen, ohne Behandlung oder in anderen Verfahren nicht durchführbar wären, z.B. weil die Wirksamkeit in zu großen Beuten nicht gegeben ist. Dieses Verhalten führt auch weiterhin zu einem erhöhtem Chemieeinsatz führt. Auch organische Säuren sind chemische Substanzen, die einen negativen Effekt auf die Bienen haben und sollten nicht regelmäßig, sondern nur im Notfall verwendet werden.
Der Fettkörper ist für die Honigbiene von zentraler Bedeutung. Er übernimmt essenzielle Funktionen:
- Immunabwehr
- Energiespeicherung
- Synthese von Eiweißen (z. B. Vitellogenin)
- Entgiftung
- Regulation des Stoffwechsels
- Vorbereitung auf die Überwinterung
Der Verlust oder die Schädigung des Fettkörpers durch Varroamilben erklärt viele der typischen Krankheitssymptome wie geschwächte Immunität, erhöhte Virusvermehrung, geringere Lebenserwartung und reduzierte Winterfestigkeit.
Erst durch dieses tiefere Verständnis wurde klar, wie existenziell die Resistenzzucht für die Zukunft der Imkerei ist. Wenn es gelingt, Linien zu selektieren, die effektive Abwehrmechanismen gegen Varroa zeigen – etwa durch hygienisches Verhalten, verkürzte Brutzeiten oder eine reduzierte Milbenreproduktion – kann langfristig eine bienengerechte, chemiefreie Betriebsweise etabliert werden.
Quellen und weiterführende Literatur
Ramsey, S. D. et al. (2019): Varroa destructor feeds primarily on honey bee fat body tissue and not hemolymph. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). DOI: 10.1073/pnas.1818371116